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Frauen in die Technik – FIT Studien-Informationstage 2019

Eine fti…remixed Dialogveranstaltung mit fünf spannenden Expertinnen

Am Dienstag, den 29. Jänner 2019, fand eine fti…remixed Dialogveranstaltung in Form eines Speeddatings im Rahmen der FIT Studien-Informationstage 2019 an der Fachhochschule Technikum Wien statt. Die FIT Infotage haben das Ziel, junge Frauen zu ermutigen, ihren Horizont zu erweitern und auch technische oder naturwissenschaftliche Ausbildungswege in ihrer Zukunftsplanung zu berücksichtigen. Schülerinnen aus unterschiedlichen Schulen, u.a. des Technologischen Gewerbemuseums – Höhere technische Berufs- und Lehranstalt, BRG 9, des Realgymnasiums/Wirtschaftskundlichen Realgymnasiums Feldgasse sowie der Hertha Firnberg Schulen für Wirtschaft und Tourismus hatten die Möglichkeit, fünf Expertinnen kennen zu lernen und sie über ihren Berufsweg und Arbeitsalltag zu befragen.

Projektleitung: Christa Bernert, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT)

Konzept und Moderation: Carina Krausler und Johannes Brossmann, PlanSinn Planung und Kommunikation GmbH

Schülerinnen beim fti…remixed Speeddating bei den FIT Infotagen 2019

Folgende Expertinnen haben beim Speeddating mitgemacht:

Kerstin Kugler: Die Managerin der Stromkabel

Kerstin Kugler arbeitet in der Logistik der Wiener Netze GmbH

Kerstin Kugler ist bei der Wiener Netze GmbH in der Material- und Lagerwirtschaft tätig. Zu Wiener Netze ist sie durch ein Praktikum gekommen, das sie dann auch zu ihrem berufsbegleitendem Studium der Elektronik-Wirtschaft & Industriellen Elektronik an der FH Technikum Wien inspiriert hat. Derzeit macht sie, ebenfalls berufsbegleitend, einen Master in Arbeits- und Organisationspsychologie und HR Management.

Bei den Wiener Netzen arbeitet Kerstin im Logistikcontrolling. Sie ist dafür zuständig, dass immer genügend Erdkabel auf Lager sind. Wenn Baustellen etwas brauchen oder eine Leitung dringend getauscht werden muss, holen sich die Bauarbeiter die Kabeltrommeln oder auch nur ein Stück Kabel aus dem Lager. Diese Kabel liegen in ganz Wien in der Erde vergraben. Meistens sind es 20KV Mittelspannungskabel. Diese bestehen aus drei Strängen/Phasen. Im Kern hat jeder Strang ein Kupferkabel. Dieses stellt den Leiter dar und muss selbstverständlich ordentlich isoliert sein. Daher liegen mehrere Schichten aus Kunststoff zur Isolierung und Abschirmung vor anderen Spannungen rund um den Kupferkern. Das schützt die Leitungen auch vor Witterung, Tieren und Beschädigungen durch Grabungsarbeiten. Aber nicht nur die Beschaffung und den Überblick über die Kabel ist Kerstins Aufgabe. Sie ist ebenso für die Entsorgung der Altkabel zuständig. Kupfer ist ein wertvoller Rohstoff, daher gibt es Firmen, die diese Altkabel aufkaufen und das Kupfer weiterverarbeiten.

Kerstin Kugler ist auch als FIT Botschafterin unterwegs. Ob bei Schulbesuchen oder im Rahmen des Speeddatings gibt sie ihre Begeisterung für Technik überzeugt an junge Frauen weiter.

Hipassia Moura: Farbherstellung ohne schädliche Inhaltsstoffe!?

Hipassia Moura erzählte von ihrer Forschung an der TU Wien

Hipassia Moura stammt aus Brasilien und absolvierte ihre akademische Ausbildung auch dort – im Gebiet der inorganischen Chemie. Ihren Bachelor, Master und Ph.D. hat sie an einer der renomiertesten Universitäten Südamerikas, der Universität Campinas, auch UNICAMP genannt, absolviert. Schon während ihrer Studienzeit besuchte sie für ihre Forschungsarbeit Italien und die USA. Seit 2018 forscht sie an der Technischen Universität Wien im UnterlassLAB.

Hipassia hat ein großes Anliegen: Wie können Farbstoffe so hergestellt werden, dass sie keine schädlichen Inhaltsstoffe mehr haben? Vorbild für ihre Forschung ist die Natur. Unter der Erde herrschen ganz spezielle Bedingungen: hohe Temperaturen und hoher Druck. Dadurch entstehen verschiedenste Stoffe, je nachdem welche Chemikalien, Salze und Wasser zusammen kommen. Diesen Effekt stellt Hipassia im Labor nach. Chemikalien, Salze und Wasser werden in einer Art Mini-Reaktor aufgeheizt, der Druck der sich in dem Kessel aufbaut verbindet die Elemente miteinander. Je nachdem, was man zusammen gibt und bei welcher Temperatur, entstehen verschiedenste Stoffe. Unter anderem Farbstoffe, die die selben Eigenschaften wie die momentan eingesetzten Farben haben. Aber diese Farbstoffe kommen ohne giftige Substanzen aus.

Die Forscherin arbeitet nicht nur mit Feuer und Flamme, wenn sie an neuen chemischen Verbindungen forscht. Sie ist auch Feuer und Flamme für ihr Thema und für die Förderung von Frauen in der Technik. Für die Schülerinnen beim Speeddating hat sie coole Postkarten mitgebracht, auf denen Zitate von berühmten Forscherinnen und Technikerinnen stehen. So hat etwa Marie Skłodowska Curie, die bahnbrechende Erkenntnisse zur Radioaktivität gewann, gesagt: „Nothing in life is to be feared, it’s only to be understood.“ (Nichts im Leben muss gefürchtet werden, es muss nur verstanden werden).

Doris Schnepf: Wie kann man einen Wald in ein Hochhaus einbauen?

Doris Schnepf arbeitet praxisbezogen im Feld der Klimawandelanpassung

Wir merken es vor allem im Sommer immer mehr: Die Stadt wird immer heißer, die Feinstaubbelastung steigt. Aber was kann man dagegen tun? Dazu stand Doris Schnepf den Schülerinnen als Expertin zur Verfügung. Sie hat Landschaftsplanung an der Universität für Bodenkultur studiert und ist Geschäftsführerin der Green4Cities GmbH. Doris beschäftigt sich mit sogenannten „nature based solutions“ – natur basierten Lösungsansätzen. Das bedeutet, dass sie daran forscht, wie man mit Pflanzen und Wasser etwas gegen die Auswirkungen des Klimawandels tun kann. Pflanzen sind nämlich die besten Klimaanlagen, die es gibt: sie kühlen ihre Umgebung durch Verdunstung, reinigen die Luft von Schadstoffen und verwandeln CO2 durch Photosynthese in Sauerstoff.

Salopp formuliert interessiert sich Doris zum Beispiel dafür, wie man einen Wald in ein Hochhaus einbauen kann! Das klingt so schwierig wie es ist, aber solche Überlegungen sind durchaus möglich! Zunächst geht es darum, Pflanzen zu finden, die in der Stadt-Betonwüste überleben können. Sie sind im Sommer sehr heißen und im Winter extrem kalten Temperaturen ausgesetzt. Diese Extreme müssen sie überleben. Auch gibt es im städtischen Gebiet (Auf Straßen, oder Hauswänden) wenig Substrat (Erde) und wenig Wasser für die Pflanzen um zu wachsen. All das muss berücksichtigt werden, damit Pflanzen unsere Lebensqualität verbessern können.

Ihr gefällt vor allem die praktische Anwendbarkeit ihrer Arbeit. Sie hat Interesse daran, dass ihre Ideen auch von der Wirtschaft angenommen werden. Daher beschäftigt sie sich auch damit, wie hoch der Kosten-Nutzen-Faktor ist. Schließlich muss das Produkt auch auf den Markt kommen und eingesetzt werden. Zum Glück stoßen diese nature based solutions auf immer größeres Interesse.

Katja Fröhlich: Wie man (ungeplant) Forscherin wird!

Katja Fröhlich forscht zu umweltfreundlichen Batterien am AIT

Katja Fröhlich sagt: „Forschung habe ich mir nie vorstellen können, weil ich dachte da geht es nur um Formeln. Das ist aber gar nicht so.“ Wie sie zu dieser Erkenntnis kam, zeigt ihr Ausbildungsweg: Nach ein paar Semestern des Mathematik-Studiums wurde ihr klar, dass sie angewandter arbeiten wollte: sie wechselte zum Bachelorstudium Biotechnical Engineering an der FH Wiener Neustadt. Ein Praktikum, also wieder etwas praktisches, war ihr Sprungbrett in den Master in Chemical and Pharmaceutical Engineering an der Technischen Universität Graz. Im Zuge ihres Praktikums ist sie thematisch in den Batteriebereich gerutscht, der sie bis heute beschäftigt. Nach dem Master fand sie eine Stelle am AIT – Austrian Institute of Technology, war also mitten in der angewandten Forschung angekommen. Und als Draufgabe schrieb sie dann parallell noch ihre Doktorarbeit am Institut für Materialchemie an der Technischen Universität Wien. Mittlerweile trägt sie als Forscherin und Labor Managerin beim AIT im Zentrum für „Low-Emission Transport“ im Bereich „Electric Drive Technologies“ leitende Verantwortung.

Katjas Arbeitsalltag ist vielseitig, sie sitzt nicht nur am Schreibtisch um Forschungsanträge zu schreiben, sondern steht auch regelmäßig im Labor und organisiert die Arbeitsabläufe darin. Inhaltlich beschäftigt sie sich damit, wie eine Batterie weniger giftig und der Materialverschleiß reduziert werden kann. Als Forschungsgegenstand hatte sie mehrere Lagen (Katoden, Anoden) einer Batterie mit. Diese werden übereinander gestapelt und lassen sich in jedem Format anwenden. Das ermöglicht, dass sie besser zu verbauen sind und sich dem Platzangebot besser anpassen lassen.

Als Tipps für die Schülerinnen hatte Katja auch einiges parat: sich einfach einmal in unterschiedliche Vorlesungen reinsetzen, denn Vorlesungen sind öffentlich zugänglich, um einen Eindruck von unterschiedlichen Studien zu bekommen; ein Auslandssemester machen; und sich überlegen, ob einem Freiheit oder Einkommen wichtiger ist: In der Industrie verdient man besser, hat aber weniger Freiheit in der Wahl der eigenen Arbeitsthemen während in der Forschung weniger bezahlt wird, es dafür mehr Freiheit beim Arbeiten gibt.

Alexandra Mai: Informatik forever!

Alexandra Mai ist begeisterte Informatikerin und forscht zum Thema Kryptowährungen

Alexandra Mai hat eine Handelsakademie abgeschlossen. Schon immer begeisterten sie PCs und Computerspiele. Trotzdem wollte sie zunächst auf ihrer Schulbildung aufbauen und entschied sich erstmal für ein Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien. Zusätzlich dazu begann sie jedoch auch ein Studium an der Technischen Universität Wien in Medieninformatik und Visual Computing. Relativ schnell merkte sie, dass ihr das TU-Studium viel mehr gefiel als das WU-Studium. Sie verabschiedete sich von den Wirtschaftswissenschaften und konzentrierte sich ab dann voll auf ihr technisches Studium. „Alles was man mit Computern machen kann, haben wir irgendwann gelernt“ erzählte Alexandra Mai begeistert von ihrem TU-Studium.

Ihre Masterarbeit schrieb sie bereits in Zusammenarbeit mit SBA Research, wo sie nun auch ihre Doktorarbeit macht. Ihr gefällt es im Unternehmen sehr gut, weil sie relativ viele Freiheiten hat. Sie darf an etwas arbeiten was sie interessiert, momentan sind das Kryptowährungen und deren Sicherheit. Was sie an Kryptowährungen, wie Bitcoin, so fasziniert ist, dass diese keiner zentralen Steuerung unterliegen (wie z.B. die klassischen Währungen, die durch Nationalbanken gesteuert werden), sondern durch alle NutzerInnen verifiziert werden. Ihr macht die Forschung viel Spaß und sie würde gerne in der Forschung bleiben. Auch, dass man mit Informatik so flexibel ist, gefällt ihr. Sie kann von überall arbeiten, solange sie ihren Laptop mit hat und eine Internetverbindung besteht. Damit sind auch Auslandsaufenthalte oder das Arbeiten von Zuhause aus vereinbar.


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