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Science in Action! Besuch bei HELIOZ

Forschung hautnah erleben konnten SchülerInnen bei einem fti…remixed „Science in Action – Besuch“ bei HELIOZ

Am Dienstag, den 18. September 2018 fand ein fti…remixed „Science in Action-Besuch“ bei HELIOZ statt. Schülerinnen und Schüler des Sigmund-Freud-Gymnasiums und des Gymnasiums in der Amerlingstraße hatten die Möglichkeit, das soziale innovative Unternehmen HELIOZ kennenzulernen. (Zur Fotogalerie des Science In Action-Besuches)

 

Vorstellung des sozialen innovativen Unternehmens HELIOZ.

 

Das Unternehmen: HELIOZ

HELIOZ wurde 2010 von Martin Wesian gegründet. Doch der Gründung ging eine lange Geschichte voraus: Vor etlichen Jahren bereiste Martin Venezuela. Dort erkrankte er an Cholera, weil er verunreinigtes Wasser getrunken hatte. Eine sehr unangenehme Erfahrung, die für ihn nur deshalb gut ausging, weil er sich gute ärztliche Behandlung leisten konnte. Leider ist das global gesehen nicht der Regelfall. Im Gegenteil, hunderttausende Menschen sterben jährlich wegen verunreinigten Wassers . Auf Grund dieses Erlebnisses wollte Martin eine Lösung für die Verringerung von wasserbasierten Krankheiten finden. Im Rahmen seiner Masterarbeit an der Fachhochschule Technikum Wien entwickelte er daher ein technisches Gerät, das den Prozess der Solaren Wasserdesinfektion misst. Um dieses Messinstrument – WADI genannt – verbreiten zu können, gründete er das Unternehmen HELIOZ.

 

 

Wofür braucht es WADI überhaupt?

Wofür braucht es WADI?

 

In Österreich sind wir in der glücklichen Lage, dass wir unser Trinkwasser bedenkenlos aus der Leitung trinken können. Die Versorgung mit sauberem und sicherem Trinkwasser ist in weiten Teilen der Welt keine Selbstverständlichkeit. Jeden Tag sterben 2.000 Kinder unter 5 Jahren an den Auswirkungen von wasserbasierten Krankheiten . Das verfügbare Wasser ist mit Bakterien, Viren und Einzeller (Protozoen) verunreinigt. Trinken Menschen kontaminiertes Wasser können sie sehr krank werden. Medizinische Hilfe ist oft nicht leistbar, oder es fehlt das Geld für Medikamente. Damit Menschen nicht erkranken, muss Wasser desinfiziert werden. Das funktioniert z.B. mit Chlor-Tabletten oder einer Filteranlage. Beides kostet aber laufend Geld.

 

Was macht WADI?

WADI steht für WAter DIsinfection. Das Gerät selbst kommt nicht mit dem verunreinigten Wasser in Berührung. Und wie soll das dann funktionieren? Durch den physikalischen Prozess der solaren Wasserdesinfektion (SODIS).
SODIS ist ein natürlicher Prozess, der UV-Strahlen der Sonne nutzt um Bakterien und Viren zu vernichten. Die DNA und RNA (Formen von Erbmaterial) dieser wird durch die UV-Strahlung zerstört, sie können sich nicht weiter vermehren und sterben ab. Wie lange das dauert hängt von der Stärke der UV-Einstrahlung ab. Es gibt zwar Richtwerte für jedes Land und jede Jahreszeit, aber äußere Faktoren wie Wolken, Schatten und Smog können das Ergebnis beeinflussen. WADI misst die UV-Einstrahlung und zeigt an, wann das Wasser getrunken werden kann. Damit wird Vertrauen in den Vorgang der solaren Wasserdesinfektion geschaffen.

 

Wie funktioniert WADI?

WADI zeigt den Prozess der solaren Wasserdesinfektion an. Das verunreinigte Wasser wird in PET-Flaschen gemeinsam mit dem WADI in die Sonne gelegt. Am Anfang erscheinen am WADI ein trauriger Smiley und ein leerer Balken. Wenn WADI und die Wasserflaschen lange genug in der Sonne gelegen sind, tauchen ein lachender Smiley und ein voller Balken auf. Das Wasser kann nun getrunken werden, da es ausreichend UV-Strahlung ausgesetzt war und Bakterien, Viren und Protozoen daher abgestorben sind.

 

Woraus besteht WADI?

WADI Bestandteile

 

WADI besteht aus drei technischen Haupt-Komponenten: einer Solarzelle, die den Strom für das Gerät erzeugt, sodass keine Batterie benötigt wird; einem Sensor, der die UV-Strahlung misst und einer Anzeige, die den Fortschritt der solaren Wasserdesinfektion in Form eines Smileys anzeigt. Die technischen Teile sind zusammen kaum größer als eine Bankomatkarte, wurden aber zur Sicherheit in eine größere Plastikhülle eingepasst. Diese ist ca. faustgroß, beinhalten neben der Technik zwei Öffnungen, eine zum Filtern von Wasser und eine, um eine Plastikflasche anzuschrauben. So hat WADI eine gute Größe, um nicht verloren zu gehen.

 

Wie gelingt die Markteinführung?

Das Gerät WADI wird in Oberösterreich produziert, muss aber natürlich zu all jenen Menschen gelangen, die es wirklich brauchen. Daher wird derzeit ein Netz an VerkäuferInnen aufgebaut. Gleichzeitig muss die Nachfrage generiert werden. Dazu muss WADI und die solare Wasserdesinfektion erst einmal den Menschen, die es brauchen, nähergebracht werden. Und sie müssen davon überzeugt werden, dass sie WADI und der Methode der solaren Wasserdesinfektion vertrauen können und Vorteile daraus ziehen werden. Nur das Gerät auszuteilen hilft noch nicht. Dazu muss es eine Begleitung geben, die den Menschen vor Ort erklärt, wie WADI richtig eingesetzt wird. Deshalb wird viel mit NGO’s zusammengearbeitet. Wenn die Leute vor Ort davon überzeugt sind, dass WADI funktioniert und ihnen Vorteile bringt, kann durch Mund zu Mund Propaganda die Nachfrage gesteigert werden. WADI hält mindestens fünf Jahre, auf zwei Jahre gibt es Garantie. Auch wenn sich Menschen durch den Einsatz von WADI über die Jahre viel Geld sparen können (z.B. weil sie weniger krank werden und damit weniger Medikamente kaufen müssen), ist der Kauf eine finanzielle Hürde. Das betrifft vor allem Menschen in den ländlichen Gebieten der Entwicklungsländer.

 

Was haben CO2-Kompensationsprojekte mit WADI zu tun?

Um Wasser zu desinfizieren, wird es von Menschen in Entwicklungsländern häufig abgekocht. Sie benötigen dafür Feuerholz oder andere Brennstoffe, die beim Verbrennen CO2 (Kohlendioxid) freisetzen. Ersetzt man das Abkochen durch solare Wasserdesinfektion und nützt WADI dabei, hilft das nicht nur der Gesundheit, sondern spart auch CO2 ein, und hilft daher gegen den Klimawandel. Dieser Aspekt ist für HELIOZ von großem Nutzen: Das Unternehmen bietet Firmen an, ihre CO2-Emissionen zu kompensieren. So kann auch der Vertrieb von WADI in Entwicklungsländern finanziert werden.  Das Prinzip ist einfach: Firmen, die einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten möchten, und ihren eigenen CO2-Ausstoß kompensieren (=ausgleichen) möchten, finanzieren die Verteilung von ein paar tausend WADIs in einem Entwicklungsland. Dadurch wird das Problem mit dem Kaufpreis für die NutzerInnen gelöst, weil sie WADI gratis oder günstig bekommen. Mit Unterstützung von lokalen Hilfsorganisationen beginnen Menschen ein WADI zu nutzen, und sparen so CO2 ein. Um diese Einsparungen zu garantieren, werden unabhängige Forschungseinrichtungen, wie z.B. die Universität für Bodenkultur Wien, beauftragt, den Prozess zu beforschen und so zu kontrollieren.

 

Wer arbeitet bei HELIOZ?

Beim Science-in-Action Besuch lernten die SchülerInnen nicht nur den Gründer von HELIOZ kennen, sondern auch das ganze Team. Bei der Vorstellungsrunde wurde schnell klar, dass die MitarbeiterInnen aus verschiedenen Bereichen kommen. Zu den Studienrichtungen, die im Team vertreten sind gehören Kommunikation, Business Engineering, Journalismus, International Business Administration, Biologie und Sozial- und Humananthropologie. Viele der MitarbeiterInnen haben im Ausland gelebt oder sind weit gereist und sprechen unterschiedliche Sprachen. Das braucht eine international ausgerichtete Firma wie HELIOZ auch.


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