fti…remixed Speeddating in Mittersill
Am Donnerstag, den 15. September fand erstmals in Mittersill (Salzburg) in Kooperation mit der Initiative „Begabung entwickelt Region und Gemeinde“ (BeRG) ein Speeddating zu Forschungsthemen statt. 40 Schüler und Schülerinnen der BORG Mittersill hatten die Möglichkeit, ExpertInnen aus unterschiedlichen Fachrichtungen kennenzulernen und sie über ihren Berufsweg und Arbeitsalltag zu befragen.
Projektleitung: Christa Bernert, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT)
Konzept u. Moderation: Victoria Matejka und Irmgard Hitthaler (PlanSinn)
Konzentriert hörten die Jugendlichen den geladenen ExpertInnen zu, informierten sich über Ausbildungsmöglichkeiten und fragten nach Praktikumsplätzen.
Folgende ForscherInnen stellten sich den Fragen der SchülerInnen:
Werner Meissner, Geschäftsführer von Meltro Produktentwicklung GmbH in Leogang und HTL Lehrer, ist gemeinsam mit dem Praktikanten Matthias Metelka zum fti…remixed Speeddating gekommen. Bei ihnen stand das Thema Mechatronik im Zentrum – die Verbindung von Mechanik und Elektronik. Sie erzählten, welche Produkte bei Meltro wie entwickelt werden. Mitgebracht hatten sie einen Prototyp für eine Sturzerkennungs-App: Ein Armband ist mit einem Bewegungsmelder versehen, das Stürze erkennen kann. Ein Notsignal kann dann über GPS an ein Handy versendet werden. Somit wird die Rettungskette in Gang gesetzt. Zu Meltro kommen Kunden, wenn sie eine Idee haben, aber nicht wissen wie sie diese umsetzten können. Meltro unterstützt sie dabei erste Prototypen zu entwickeln.
Nina Sejkora kam eigens von Graz angereist um beim fti…remixed Speeddating dabei zu sein. Bei ihr dreht sich alles um das Thema Weltraum. Seit einigen Jahren ist sie Mitglied des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF) in Innsbruck. Sie studiert an der Karl-Franzens Universität und an der Technischen Universität Graz im Master „Space Sciences and Earth from Space“. Zum Speeddating brachte sie ein Stück Stoff des Aouda – Raumanzuges mit. Dieser Raumanzug wurde vom Österreichischen Weltraum Forum für Weltraumsimulationen auf der Erde entwickelt. Nina Sejkora erzählte den SchülerInnen, wie wichtig das Training auf der Erde für zukünftige Weltraumexpeditionen ist. Abläufe müssen gut einstudiert werden, um etwa Kontaminierung von Bodenproben zu verhindern. Alle Geräte müssen mit extra großen Druckknöpfen versehen werden, damit die AstronautInnen und KosmonautInnen sie mit ihren klobigen Handschuhen auch bedienen können. Nina Sejkora rief alle Jugendlichen auf, ein Praktika beim Österreichischen Weltraum Forum zu machen, egal ob SchneiderIn, InformatikerIn oder WetterexperteIn, viele Expertisen sind willkommen.
Bei Helmut Biberger tauchten die Schüler und Schülerinnen in die Welt der nachhaltigen Stromerzeugung ein. Biberger hat zunächst die Lehre als technischer Zeichner abgeschlossen und danach in der Abendschule den Abschluss für Maschinenbau an der Höheren Technischen Lehranstalt (HTL) gemacht. Jetzt ist er Leiter der Kraftwerksgruppe Kaprun-Salzach der VERBUND Hydro Power GmbH. Auch international hat er spannende Berufserfahrung gesammelt, etwa bei Wasserkraftwerken in der Türkei. Anhand einer kleinen Model-Düsennadel zeigt Herr Biberger wie man die Wassermenge in den Turbinen reduzieren oder erhöhen kann je nachdem, in welche Position man sie bewegt. Durch Wasserkraft wird grüner Strom im Oberpinzgau produziert.
Manuel Huick hat den Elektrotechnikzweig der HTL Saalfelden besucht. Nach einem kurzen Stopp als Programmierer bei einem Salzburger Unternehmen ist er 2012 zu Hagleitner nach Zell am See gekommen. Dort ist er Projektkoordinator für Hagleitner senseMANAGEMENT. Er kümmert sich um die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Innovationen von Hagleitner. Durch senseMANAGEMENT können Füllbestände und Nutzungsdaten von Waschraum- und Desinfektionsspendern zentral abgerufen und verwaltet werden. Die Spendersysteme (zB. Seifenspender) sind mit einem Funksystem ausgestattet, das jede Spenderbetätigung und den Batteriestatus drahtlos an die EDV Schnittstelle übermittelt. Eine eigens entwickelte Software ermöglicht es, die erhaltenen Daten pro Raum und Bereich auszuwerten. Das spart Zeit und Arbeitseinsatz.
Stephan Tischler forscht am Institut für Infrastruktur an der Universität Innsbruck. Er beschäftigt sich mit intelligenten Verkehrssystemen. Nach dem Studium der Raumplanung und Raumordnung an der TU Wien war er 10 Jahre lang Projektleiter von großen Verkehrsinfrastrukturprojekten im In- und Ausland. So war er drei Jahre bei der Eisenbahnverbindung über den Karakorum (Gebirge zwischen Pakistan, Indien und China) involviert, als auch beim neuen Semmering-Basistunnel. Spannend findet er die Wechselwirkung zwischen räumlichen Strukturen, Mobilität und den sich dadurch ergebenden verkehrlichen Aspekten in alpinen Regionen.
Constanze Rak ist für die Österreichischen Bundesforste AG in Mittersill tätig. Bei ihr erfuhren die SchülerInnen, was hinter dem Begriff „Naturraum Management“ steht. Constanze Rak ist Biologin, ausgebildete Tierpflegerin und beschäftigt sie sich mit der Konzeption, Planung und Umsetzung von Projekten im Bereich Naturschutz. Ein spannendes Themenfeld, das die Jugendlichen bei ihr kennen lernen konnten, ist die Geoinformatik. Hier werden geografische Koordinaten bestimmte Informationen zugeordnet. Wälder sind beispielsweise in Farbcodes unterteilt, die jeweils eine unterschiedliche Bedeutung haben, etwa ob es sich um einen alten oder jungen Waldbestand handelt. Am Smartphone konnten die Jugendlichen sich gleich reinklicken und mehr über das Thema „Naturraum Management“ erfahren.
Nach den sechs Speeddating-Runden fand noch eine Bonusrunde statt. Die Jugendlichen konnten frei entscheiden, welche Expertin oder welchen Experten sie noch einmal besuchen möchten und hatten die Möglichkeit, Fragen den ExpertInnen zu stellen, die im Laufe des Speeddatings aufgetaucht sind. Schnell entschlossen bewegten sie sich zum gewählten Tisch und tauchten noch einmal in ihr Lieblingsthema ein.
Am Schluss wollten wir natürlich wissen, was sich die Jugendlichen mitnehmen konnten und welche Fragen sie gestellt haben. Einige waren beispielsweise von der Raumfahrt angetan und erstaunt, dass eine mögliche Marsexpedition wohl noch in diesem Jahrhundert stattfinden wird. Andere Jugendliche wollten wissen, wie viele Menschen in Österreich mit Energie aus Wasserkraft versorgen können. „Ich habe alles sehr interessant gefunden, es war voll cool, ich habe es mir nicht so toll vorgestellt!“, sagte eine Schülerin.
Zwei Jugendliche wissen bereits konkret, dass sie einmal im Bereich Forschung und Entwicklung tätig sein werden. Die Bereiche Informatik, Mathematik und Physik finden sie besonders spannend. Andere sind noch unentschlossen.
Auch von den ForscherInnen und ExpertInnen wollten wir wissen, in welchem Alter sie die Leidenschaft für ihren Fachbereich entdeckt haben. Herr Meissner wusste es bereits mit 14 Jahren, das Reparieren von Motorrädern brachte ihn zur Mechatronik. Frau Sejkora und Herr Tischler begeisterten sich zwischen 16 und 17 Jahren für ihren Fachbereich und Herr Biberger entdeckte die Leidenschaft für die Energieerzeugung etwas später, mit 23 Jahren, im Zuge seiner Berufstätigkeit.
Einen Tipp wollten die ExpertInnen den SchülerInnen am Schluss mitgeben: „Nutzt die Gelegenheiten, die euch geboten werden!“