Wissenschaftskommunikationsplattform für Jugendliche
 

Reges Interesse beim fti-Speeddating am Wiener Forschungsfest

Beim fti…remixed Speeddating am Wiener Forschungsfest 2015 am 11. September 2015 am Wiener Naschmarkt nahmen über 50 SchülerInnen der AHS Rahlgasse teil. Sie trafen auf sechs äußerst spannende ForscherInnen aus den verschiedensten Fachbereichen. Es wurden von den SchülerInnen spannende und überraschende Fragen gestellt und viel Neues erfahren.

Folgende ForscherInnen haben sich die Zeit genommen, den Jugendlichen von ihren Fachbereichen und ihren Erfahrungen in Forschung und Praxis zu erzählen:

Pfleger
Frau Pfleger erklärt die Nutzungsmöglichkeit für Datenbrillen

Sandra Pfleger ist seit 2013 als Kommunikations- und Projektmanagerin bei der evolaris next level GmbH in Graz tätig. Nach Abschluss ihres Studiums der audio-visuellen und digital-elektronischen Kommunikation an der Universität Salzburg war sie in mehreren Kommunikationspositionen tätig.

 

Sandra Pfleger forscht im Bereich Connected Life Technologies und untersucht, wie Dinge und Menschen mit dem Internet verbunden sind. Sie arbeitet intensiv an der Weiterentwicklung von Datenbrillen. Zwei Brillen hat sie zur Veranschaulichung mitgebracht: Eine für den Industriebereich, die ArbeiterInnen bei der Ausarbeitung ihrer Tätigkeiten unterstützt und eine, die später im Ski-Sport eingesetzt werden soll.

Intelligente Stromzähler mit dem "Smart Meter" Andreas Schuster in Gespräch mit Jugendlichen
Intelligente Stromzähler mit dem “Smart Meter” Andreas Schuster in Gespräch mit Jugendlichen

Andreas Schuster ist seit 2014 Leiter des Departments für Forschung und Entwicklung der Aspern Smart City Research GmbH. Nach seinem Elektrotechnikstudium mit Schwerpunkt Energietechnik an der TU Wien forschte er am Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe an Elektromobilität, Smart Grids und Energiespeicherung.

 

Heute beschäftigt sich Herr Schuster vorrangig mit Energieeffizienz. Als Forschungsgegenstand brachte er einen „Smart Meter“ mit. Hierbei handelt es sich um einen intelligenten Stromzähler, der dazu verwendet wird Daten wie den tatsächlichen Energieverbrauch und die Nutzungszeit von elektronischen Geräten abzulesen. Diese Informationen dienen vor allem der späteren Berechnung der Energieeffizienz.

 

Was haben Geldscheine mit Mikrobiologie zu tun? Frau Marizzi gibt Antworten auf die Fragen
Was haben Geldscheine mit Mikrobiologie zu tun? Frau Marizzi gibt Antworten auf die Fragen

Christine Marizzi arbeitet am Cold Spring Harbor Laboratory`s DNA Learning Center (DNALC) in New York. Zuvor studierte sie an der Universität Wien Mikrobiologie und Genetik und spezialisierte sich auf Wissenschaftskommunikation. Im DNA Learning Center untersucht sie, welche Mikroben z.B auf Geldscheinoberflächen leben und betreibt Diversitätsforschung.

 

Um ihre Arbeit zu veranschaulichen, hatte sie auf ihrer eigens für das Forschungsfest angetretenen Reise von New York nach Wien eine spezielle Pipette im Handgepäck. Frau Marizzi engagierte sich bereits an einigen Jugendprogrammen wie wienXtra oder Vienna Open Lab in Österreich, sowie in den USA.

 

 

Eine einfache Karte und Schnüre konnten zeigen,, womit sich Herr Straub in der Mobilitätsforschung beschäftigt
Eine einfache Karte und Schnüre konnten zeigen,, womit sich Herr Straub in der Mobilitätsforschung beschäftigt

Markus Straub ist seit 2010 Teil des Teams  Dynamic Transportation Systems des Austrian Institute of Technology (AIT). Dabei konzentriert er sich vor allem auf aktive Mobilität, wie Fahrrad-Routing, intermodales Routing und Bike-Sharing.

Vor seiner Anstellung am AIT studierte er Informatik an der Johannes Kepler Universität Linz im Bereich Pervasive Computing – „Rechnerdurchdringung“. Damit ist die allesdurchdringende Vernetzung des Alltags durch den Einsatz intelligenter Gegenstände gemeint.

 

In der Mobilitätsforschung arbeitet Markus Straub mit Straßenkarten und Schienennetzen, sowie mit deren Eigenschaften, welche er dann aus GPS-Tracks extrahiert. Anhand dessen versucht er Wien für Radfahrer neu zu bewerten und herauszufinden wie sich erfahrene FahrradfahrerInnen durch den Wiener Straßenverkehr bewegen. Zur Veranschaulichung gab es eine Karte mit roten und grünen Fäden die mögliche Fahrradrouten darstellten.

 

Der Forschungsbereich von Frau Ullrich ist Netzsicherheit. Für ihre Arbeit muss sie verstehen, wie man sich in Systeme hackt.
Der Forschungsbereich von Frau Ullrich ist Netzsicherheit. Für ihre Arbeit muss sie verstehen, wie man sich in Systeme hackt.

Johanna Ullrich lehrt seit 2013 an der HTL Wien Antriebstechnik, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik und forscht im Bereich Netzwerk- und Cloudsicherheit bei Secure Business Austria.

 

Zuvor studierte sie Automatisierungstechnik mit Schwerpunkt Netzwerksicherheit an der TU Wien.

 

 

Netzwerkkabel - der Forschungsgegenstand von Frau Ullrich
Netzwerkkabel – der Forschungsgegenstand von Frau Ullrich

Da man das meiste, wie Johanna Ullrich erklärt, in ihrer Forschung nicht angreifen kann, brachte sie zur visuellen Untermauerung symbolisch ein Kabel und dazu die Dokumentationen über standardisierte Internetverläufe mit. Im Gegensatz zu anderen Ingenieurwissenschaften werden in ihrem Forschungsfeld Geräte eher zerstört als gebaut. Nicht unbedingt mit Vorschlaghammer, wie sie klarstellt, sondern vielmehr wird überlegt, wie man Systeme missbrauchen kann um etwas „Böses“ damit zu tun. Ihre Aufgabe besteht also darin, sich in  das „Böse“ hinein zu versetzen und dabei trotzdem auf der „guten Seite“ zu bleiben.

 

 

 

Herr Halmetschlager forscht im Bereich Robotik
Herr Halmetschlager forscht im Bereich Robotik

Georg Halmetschlager studiert an der TU Wien Elektrotechnik und Automatisierungstechnik und forscht am Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik im Gebiet Robotik. Zur Zeit arbeitet er an FLOBOT, einem Floor Washing Robot. Dies ist ein Roboter, der Supermärkte, Flughäfen und Krankenhäuser beim täglichen Säubern ihrer Fußböden unterstützen soll.

 

Der Forschungsgegenstand von Herrn Halmetschlager: Sein Sensorsystem besteht aus Kameras
Der Forschungsgegenstand von Herrn Halmetschlager: Sein Sensorsystem besteht aus Kameras

 

Herr Halmetschlager bringt wie er sagt Robotern das Sehen bei. Wie das konkret funktioniert, veranschaulichte er anhand eines Sensorsystems aus Kameras. So können Roboter ihre Umwelt „wahrnehmen“, daraus Schlüsse ziehen und sich alleine durch die Gegend bewegen.

 

 

Nachdem alle sechs ForscherInnen vorgestellt wurden, leitete der Gong die erste achtminütige Dating-Runde ein. Nun hatten die Jugendlichen zwei Stunden Zeit in sieben Runden die WissenschaftlerInnen über ihre Forschung und ihren Arbeitsalltag auszufragen, spannende Themen zu diskutieren und zu erfahren, wie sie zu dem wurden, was sie heute sind.

Nach dem Erklingen des letzten Gongs wollten wir wissen, wie SchülerInnen und ForscherInnen das fti…remixed Speeddating erlebt haben:

fti-Speeddating beim Wiener Forschungsfest mit Schülerinnen der AHS Rahlgasse
fti-Speeddating beim Wiener Forschungsfest mit Schülerinnen der AHS Rahlgasse

Die Jugendlichen, die freiwillig nach Schulschluss noch da geblieben sind, um an dem Speeddating teilzunehmen, haben viel über die verschiedensten ForscherInnen erfahren. Die Gesprächsrunden wurden als sehr interessant empfunden und einige freuten sich darauf, das Forschungsfest danach noch näher inspizieren zu dürfen.

Als Lieblingstisch wurde unter anderem der Tisch von Frau Marizzi genannt. Er gefiel einer Schülerin besonders gut, da sie sich besonders für Biologie interessiert. Trotzdem fand sie auch die Mobilitätsforschung sehr interessant. Auch das Ausprobieren der Datenbrillen und Sensorsysteme für Roboter kamen sehr gut bei den SchülerInnen an. Auf die Frage welchen Forschungsbereich von den eben an den Forschungstischen kennengelernten er wählen würde, antwortete ein Schüler ohne viel nachzudenken: „Robotik!“

 

Für Andreas Schuster war besonders spannend, dass die Fragen der einzelnen Runden sehr unterschiedlich waren. So waren einmal der Forschungsgegenstand und die technischen Komponenten wichtig, ein anderes Mal eher seine Person: „Wann gehst du in die Arbeit?“, „Was machst du dort?“, …

 

Christine Marizzi zeigt ihren Forschungsgegenstand, eine Pipette, den Jugendlichen
Christine Marizzi zeigt ihren Forschungsgegenstand, eine Pipette, den Jugendlichen

Christine Marizzi wusste schon immer, dass sie einmal Wissen schaffen möchte. Der Beruf ForscherIn kam ihr damals nicht in den Sinn. Sie wäre froh gewesen, ForscherInnen zu treffen, die ihr zeigen, was sie studieren könnte und welche Fähigkeiten man sich dazu aneignen müsste. Sie betonte, sie sei stolz auf die ihr gestellten Fragen. Durch Gespräche, wie jene mit den Jugendlichen, kann Frau Marizzi darüber reflektieren, was Menschen an ihrer Arbeit interessiert, was sie besser erklären könnte und wo die Wissens-„Gaps“, vor allem im österreichischen Forschungsbereich liegen: Sie forderte verstärkte Fortbildung für LehrerInnen. Denn ihrer Meinung nach geht es Kindern nie um: Was sehe ich da? Sondern vielmehr: Was ist das und was kann man damit machen? Frau Marizzis Appell lautet: „Hands on!

 

 

 

Johanna Ullrich von SBA erzählt, wie ihr das fti-Speeddating am Wiener Forschungsfest gefallen hat
Johanna Ullrich von SBA erzählt, wie ihr das fti-Speeddating am Wiener Forschungsfest gefallen hat

Johanna Ullrich wurde oft gefragt: „Was haben sie schon gehackt?“ oder „Haben sie schon irgendwelche großen Systeme gehackt?“ Darum wollte sie gleich klarstellen: Nein, das hätte nicht nur rechtliche sondern auch moralische Konsequenzen. „Ich kann es, tu es aber nicht.“ Sie hackt nur in Testumgebungen. Frau Ullrich betonte, vielen Menschen sei es nicht bewusst, dass Netzwerksicherheit nicht nur in ihrem Beruf eine Rolle spielt. Auch in den anderen vorgestellten Forschungsbereichen ist Netzwerksicherheit ein wichtiges Thema, wie zum Beispiel bei Smart Grid Technologien.
Mit 17 Jahren wissen die wenigsten Jugendlichen, welchen Berufsweg sie später einmal einschlagen werden. Auch Markus Straub hätte nie gedacht, dass er einmal in der Mobilitätsforschung landen würde. Während des Speeddatings fiel ihm auf, dass Mobilitätsforschung für viele ein großes Fragezeichen darstellt. Für Herrn Straub wenig verwunderlich, da es ihm in diesem Alter gleich erging. Er war sich nicht einmal über die Existenz dieses Forschungsfeldes bewusst, wie er zugab. Mobilitätsforschung ist ein komplexes Feld. Es gibt dazu kein spezifisches Studium. Es handelt sich vielmehr um ein interdisziplinäres Team von Technikern und Technikerinnen, die versuchen herauszufinden wie der Mensch so „tickt“.

Georg Halmetschlager überraschten viele Fragen, da er mit Fragen zu künstlicher Intelligenz oder der Entwicklung von Google nicht gerechnet hätte. Er war fasziniert vom vorhandenen Wissen und Bewusstsein der SchülerInnen. Desöfteren wurde er nach zukünftigen Technologien gefragt. Wie Halmetschlager erläutert, sind solche Prognosen natürlich immer schwierig. Er hat sich sehr über die Wissbegierde der Jugendlichen gefreut und war begeistert, dass viele sich sogar Notizen gemacht haben: „Weiter so!“

Schüler beim Testen der Google Glass-Brille
Schüler beim Testen der Google Glass-Brille

Viele SchülerInnen wollten die Dinge gerne ausprobieren. Die Daten-Brillen von evolaris kamen daher sehr gut an. Frau Pfleger empfand es äußerst spannend mit jungen Menschen zu sprechen, da die Berührungsängste mit neuen Technologien viel geringer sind als bei Erwachsenen. Eine Frage bekommt Frau Pfleger sehr oft zu hören: „Brauchen wir das wirklich?“ Der Sinn hinter neuen mobilen Technologien wird oft hinterfragt. Frau Pfleger ist sich sicher: Es gibt genügend Anwendungsbereiche, in denen die Technologie sehr viel Mehrwert bringt.

 

 

Viel mitgeschrieben wurde von den Schülerinnen vom fti-Speeddating
Viel mitgeschrieben wurde von den Schülerinnen vom fti-Speeddating

Die achtminütigen Speeddating-Runden waren zu kurz für ausführlichere Gespräche und um auf alle Fragen näher einzugehen. Doch es waren spannende zwei Stunden, die alle TeilnehmerInnen gut nutzen konnten, um sich kennenzulernen und ein Gefühl für den Blickwinkel des Gegenübers zu bekommen. ForscherInnen und SchülerInnen verließen das Innovation-Lab am Forschungsfest um einige Erfahrungen reicher.

 

 


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