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BeSt-Talk: Forschungs-Speeddating BeSt³ Klagenfurt

Das fti…remixed Speeddating fand im Rahmen der BeSt³ Klagenfurt am Freitag, 28. November 2014, von 10.00 – 12.00 Uhr in der Messehalle Klagenfurt statt
Projektleitung: Maga Christa Bernert, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT)
Konzept u. Moderation: Irmgard Hitthaler, Eva Maria Schönher und Teresa Morandini

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TeilnehmerInnen beim fti…remixed Speeddating waren Schülerinnen und Schüler der zweisprachigen BHAK Klagenfurt und der HBLA für Landwirtschaft und Ernährung, Pitzelstätten, Klagenfurt-Wölfnitz. Sie konnten sechs äußerst spannende ForscherInnen und ExpertInnen aus unterschiedlichen Fachbereichen „daten“.

Es wurden Fragen gestellt, Antworten gegeben, gestaunt, überlegt und viel Neues erfahren.

Folgende ForscherInnen und ExpertInnen haben sich bei der BeSt³ Klagenfurt die Zeit genommen, den anwesenden SchülerInnen von ihrem Fachbereich und ihren Erfahrungen in Forschung und Praxis zu erzählen:

Daniel Schmid ist seit 2010 am Institut für Weltraumforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz tätig. Er arbeitet dort auf dem Gebiet der Plasmaphysik. Nach der HTL in Innsbruck hat er an der Technischen Universität Graz Technische Physik studiert.

Daniel Schmid - Institut für Weltraumforschung
Daniel Schmid – Institut für Weltraumforschung
Forschungsgegenstand
Forschungsgegenstand

Am Institut für Weltraumforschung erforscht Daniel Schmid die physikalischen Phänomene im erdnahen Weltraum – der sogenannten Magnetosphäre. Im speziellen untersucht er wie Teilchen des Sonnenwindes auf der Nachtseite der Erde im Magnetschweif Richtung Erde transportiert werden und schließlich Polarlichter erzeugen. Daniel Schmid hat auch schon zweimal an der Summer School Alpbach mitgearbeitet, und zwar zu den Themen „star formation“ und „space weather“.

Als Forschungsgegenstand hat er ein Modell der vier Cluster-Satelliten mitgebracht. Cluster ist ein Satellitenprojekt der European Space Agency (ESA) und National Aeronautics and Space Administration (NASA) zur Erforschung der irdischen Magnetosphäre, des Erdmagnetfelds.

 

 

Karin Kornmüller arbeitet am Institut für Biophysik und Nanomedizin an der Medizinischen Universität Graz. Sie ist dort als PhD Studentin bzw. wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.

Karin Kornmüller - Institut für Biophysik und Nanomedizin - Graz
Karin Kornmüller – Institut für Biophysik und Nanomedizin – Graz
Utensilien aus dem Laboralltag
Utensilien aus dem Laboralltag

Karin Kornmüller ist fasziniert von Molekülen, die sich zu hochgeordneten und wunderschönen geometrischen Strukturen zusammenlagern, wie beispielsweise Kugeln, Zylinder oder Spiralen. Die Molekülstrukturen, die Karin Kornmüller untersucht, sind so klein, dass sie mit freiem Auge und meist auch mit Hilfe von Mikroskopen nicht gesehen werden können. Deshalb fährt sie auch regelmäßig zu einem Synchrotron, einem Teilchenbeschleuniger für Elektronen.

Künstlich hergestellte Moleküle können als Nanomaterialien in der Medizin eingesetzt werden und z.B. Wirkstoffe transportieren und Wunden verschließen.

Forschungsgegenstand war ein Modell einer Molekülkette. Zudem brachte sie einige Utensilien aus dem Laboralltag mit sowie Infografiken zum Synchrotron (siehe Foto).

 

Thomas Hardt-Stremayr ist Labortechniker bei WOOD K plus – Kompetenzzentrum Holz GmbH.

Studiert hat er Holztechnik und Management an der Universität für Bodenkultur in Wien. Bei Wood K plus, dem Kompetenzzentrum für Holzverbundwerkstoffe und Holzchemie ist er im Fachbereich „Oberflächentechnologien“ tätig.

Thomas Hardt-Stremayr - Wood K plus
Thomas Hardt-Stremayr – Wood K plus

Genauer betrachtet geht es um Forschungsthemen und Fragestellungen rund um die Oberflächen von Papier, Laminaten, Kompositen, Naturfasern, Naturfaserverbunden: Welche Eigenschaften der Oberfläche zeichnen ein Produkt aus, welche müssen verbessert werden? Wie kann man maßgeschneiderte Oberflächen bzw. Oberflächen mit maßgeschneiderten Eigenschaften erzeugen? Welche Funktionalitäten sind relevant und wie können diese hergestellt werden?

Was dabei konkret entsteht, hat Thomas Hardt-Stremayr sehr eindrücklich mit seinem Forschungsgegenstand illustriert. Er brachte eine Sitzschale aus Holzfasern mit, die serienmäßig bei mehreren Automodellen von Porsche eingebaut wird. Ziel bei der Entwicklung war es, eine optimale Balance von Robustheit, Flexibilität und Gewicht zu finden.

 

 

Gudrun Bruckner ist promovierte Physikerin und arbeitet am Forschungszentrum Carinthian Tech Research (CTR) als Projektleiterin im Bereich der drahtlosen intelligenten Sensoren.

Gudrun Bruckner - CTR
Gudrun Bruckner – CTR

Sie hat an der Universität Wien am Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gearbeitet und war unter anderem auch am European Organization for Nuclear Research (CERN) tätig. Nach einem Auslandsaufenthalt in Frankreich am Institut Laue-Langevin (ILL) in Grenoble kam sie als Expertin im Bereich der Oberflächenwellensensorik nach Villach an das CTR.

Hier geht es um drahtlose intelligente Sensoren
Hier geht es um drahtlose intelligente Sensoren

Frau Bruckner forscht mit Kristallen, die Informationen aus Orten funken, wo andere Sensoren nicht mehr funktionieren. Sie ist Projektleiterin nationaler und internationaler Projekte sowie Autorin zahlreicher Publikationen.

Als Forschungsgegenstand hatte Frau Bruckner Infografiken zum Piezokristall mitgebracht. Dieser besitzt die Eigenschaft, mechanischen Druck in elektrische Spannung umzuwandeln. Für Gudrun Bruckner gehört er zum Forscheralltag. Sie bestückt den Piezokristall mit ausgeklügelten Algorithmen und Codierungen und macht ihn damit zu einem intelligenten Sensor. Auf diese Weise kann er Informationen per Funk übermitteln und hilft Objekte zu identifizieren und lückenlos zu verfolgen.

Daniela Planinschetz-Riepl arbeitet beim build! Gründerzentrum Kärnten GmbH. Sie beschreibt sich selbst als Exotin unter dieser ExpertInnenrunde, da sie nicht forscht, sondern Menschen unterstützt, ihre Ideen zu verwirklichen.

Ideen werden Wirklichkeit!
Ideen werden Wirklichkeit!

Ihr Aufgabengebiet bei build! ist sehr vielfältig und umfasst das Coaching von GründerInnen-Teams sowie betreut und berät Startups bei ihrer Gründung. Sie ist auch maßgeblich an Konzeption, Aufbau und Betreuung des build! Impuls Ideenwettbewerbes beteiligt und berät bei Businessplan Wettbewerben. Zudem unterrichtet Frau Planinschetz-Riepl an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und der Fachhochschule in Kärnten zu den Themen Businessplan und Selbstständigkeit.

Daniela Planinschetz-Riepl - build! Gründerzentrum
Daniela Planinschetz-Riepl – build! Gründerzentrum

Ihr Forschungsgegenstand war ein Modell eines Würfels aus Pappe. Das Modell zeigt ein flexibles Möbelstück, das vielfältig verwendet werden kann und von GründerInnen, die sie beraten hat, entwickelt wurde.

 

 

Verena Wahl arbeitet als pharmazeutische Technologin beim Research Center Pharmaceutical Engineering (RCPE) in Graz und schreibt an ihrer Dissertation. An der Universität Graz hat sie Pharmazie studiert. Im Anschluss hat sie zusätzlich noch das Masterstudium Pharmaceutical Engineering an der Technischen Universität Graz absolviert.

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In ihrer täglichen Arbeit geht es um die Entwicklung, Optimierung und Design von Medikamenten, d.h. sie beschäftigt sich damit, in welcher Form medizinische Wirkungsstoffe „verpackt“ werden können, damit sie im Körper ihre Wirkung möglichst optimal entfalten können.

Medikamenten - Box
Medikamenten – Box

Anhand ihres Forschungsgegen-standes – einer Box mit verschiedenen Arten von Pillen und Tabletten – erklärte sie unterschiedlichen Ansatzpunkte in der Pillen- und Tablettenerzeugung. Die Medikamente waren natürlich allesamt Placebos.

 

 

 

Nach der Vorstellung der ForscherInnen leitete der Gong bereits die erste achtminütige Dating-Runde ein. Eine Stunde hatten die Jugendlichen Zeit und Gelegenheit, spannende Forschungsinhalte zu diskutieren und die beruflichen Werdegänge der ForscherInnen und ExpertInnen kennenzulernen. Nach sieben spannenden Runden wollten wir wissen, wie die SchülerInnen und die ForscherInnen/ExpertInnen das fti…remixed Speeddating erlebt hatten:

Besonders auffallend war das große Interesse der Schülerinnen und Schüler an Bildungsweg und Werdegang der ExpertInnen: Die Frage, nach welchen Kriterien die ForscherInnen ihre Ausbildungen ausgewählt haben und wie sie ihre jetzige Arbeit gefunden haben, wurde sehr häufig gestellt.

fti...remixed Speeddating auf der BeSt KlagenfurtEine Besonderheit dieses Speeddatings war die hohe Anzahl an ForscherInnen, die in der Privatwirtschaft tätig sind.

Dieser Aspekt war auch für die SchülerInnen wichtig, da sie dadurch Einblick in bestehende – größtenteils unbekannte – Arbeitsfelder und –möglichkeiten gewonnen haben. Grundsätzlich war die Stimmung unter den SchülerInnen äußerst positiv, das Speeddating wurde mit Eigenschaftswörtern wie spannend, lehrreich, informativ und abwechslungsreich beschrieben. Viele der anwesenden Schülerinnen und Schüler hatten schon durchaus konkrete Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft. Visionen, die genannt wurden, waren: Kommunikationsdesign studieren, den landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern übernehmen, Lehramt für Informatik anstreben oder Betriebswirtschaft studieren.

Unter den Schülerinnen und Schüler, die noch unentschlossen waren, welche Fachrichtung sie einschlagen wollen, hatte Daniel Schmid gleich zwei potentielle Kandidaten für ein Physikstudium identifiziert. Ein aktuelles Thema, das an seinem Tisch intensiv besprochen diskutiert wurde, war die Rosetta-Mission und die Sonde Philae, die vor kurzem – nach über zehn Jahren – auf einem Kometen gelandet ist. Ein anderes anspruchsvolles Thema an seinem Tisch war die Bedeutung der Grundlagenforschung für Technik und Innovation.

Eine Frage, die Karin Kornmüller besonders in Erinnerung geblieben ist und auf die sie ad-hoc gar nicht so schnell eine Antwort gefunden hat, war die Frage, warum Medikamente nicht an Pflanzen getestet werden um so Tierversuche zu umgehen. Karin Kornmüller war sehr begeistert von den interessierten Schülerinnen und Schüler.

Auch Verena Wahl hat über Medikamente erzählt, die SchülerInnen fanden an diesem Tisch besonders spannend, dass Medikamente oft aus Laktose bestehen und auch dass Kapselhüllen teilweise aus Kunststoff bestehen, die Einnahme aber trotzdem unbedenklich ist. Am öftesten wurde Daniela Planinschetz-Riepl gefragt, wie sie es geschafft hat ihre Arbeitstelle bei build! zu bekommen. Einige der SchülerInnen könnten sich gut vorstellen, sich einmal bei build! für eine Stelle zu bewerben. Ein Schüler bezeichnete diesen Tisch als seinen „Lieblingstisch“, er könnte sich auch durchaus vorstellen, einmal ein Unternehmen zu gründen. Für viele andere Schülerinnen und Schüler war das Thema Gründung unbekannt.

fti...remixed Speeddatin BeSt Klagenfurt

Auch Gudrun Bruckner erhielt viele Fragen zu ihrem Werdegang. Ihr fiel auf, dass die SchülerInnen relativ wenig Vorstellung von der großen Vielfalt an bestehenden Berufsbilder und –möglichkeiten haben und ihnen auf Nachfrage oft nur eine kleine Anzahl an – meist sehr klassischen – Berufsbildern einfielen. Umso wichtiger sind ihrer Meinung nach Veranstaltungen wie das Speeddating, um so die vielfältigen Möglichkeiten verstärkt in den Köpfen der Schüler und Schülerinnen zu verankern und ihnen damit einen Ideenpool zur Verfügung zu stellen, der dann ein wesentlicher Baustein für ihren Zugriff auf eine maßgeschneiderte und zukunftsträchtige Ausbildung ist.

Die 8-Minuten-Gespräche waren für die ForscherInnen und ExpertInnen natürlich zu kurz, viel länger und ausführlicher könnte über den mitgebrachten Forschungsgegenstand geredet und auf Details eingegangen werden. In jedem Fall waren es spannende zwei Stunden für alle TeilnehmerInnen.


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