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fti…remixed bei der European Researchers‘ Night

ForscherInnen persönlich kennenlernen konnten SchülerInnen bei einer fti…remixed Dialogveranstaltung der European Researchers‘ Night 2018

 

Am Freitag, den 28. September 2018 fand eine fti…remixed Dialogveranstaltung in Form eines Speeddatings im Rahmen der European Researchers‘ Night 2018 im TGM (Technologisches Gewerbemuseum) statt. Schülerinnen und Schüler des Amerlinggymnasiums und des Gymnasiums Haizingergasse (GWIKU18) hatten die Möglichkeit, fünf Expertinnen und Experten kennen zu lernen und sie über ihren Berufsweg und Arbeitsalltag zu befragen.

 

SchülerInnen beim fti…remixed Speeddating im Rahmen der European Researchers‘ Night 2018

 

 

 Folgende Expertinnen und Experten haben beim Speeddating mitgemacht:

 

Die fünf Expertinnen und Experten des fti…remixed Speeddatings v.l.n.r.: Isabela Erdelean, Christoph Braun, Theresa Heitzlhofer, Bettina Schlager, Alexander Sebo

 

 

Was tun wenn’s in der Küche brennt?

Bettina Schlager begeisterte mit einem Virtual-Reality Video

Bettina Schlager hat ein Bachelorstudium in Medieninformatik und Visual Computing an der TU Wien (Technische Universität)  absolviert. Derzeit macht sie dort auch ihren Master in Visual Computing. Beruflich arbeitet sie als Researcherin in der Multiple Senses-Forschungsgruppe am VRVis – Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung Forschungs-GmbH.

 

„Kennt ihr den Unterschied zwischen Virtual Reality (VR) und Augmented Realität (AR)?“ fragte Bettina Schlager die SchülerInnen an ihrem Tisch. Eine Schülerin antwortete prompt und präzise: Bei „Augmented Reality“ (AR) sieht man die reale Welt, ergänzt um Dinge, die „in Realität“ gar nicht da sind. Bei „Virtual Reality“ (VR) sieht man eine virtuelle Welt, die entkoppelt ist von der realen Welt, in der man sich gerade befindet. Man kann sich das so vorstellen, wie ein Computerspiel, nur dass man durch die VR-Brille das Gefühl bekommt, mitten in der Welt dieses Spiels drin zu sein.

 

Nachdem diese Grundlagen geklärt wurden, erzählte die junge Forscherin von ihrer Bachelorarbeit: Sie hat ein 360-Grad Video programmiert, in dem zu sehen ist, wie sich ein Topf mit überhitztem Öl in der Küche entzündet und wie rasch sich das Feuer ausbreitet. Um das Video anzusehen, durften die SchülerInnen die simple VR-Brille (eine Kartonkonstruktion mit 2 Linsen, in die ein Smartphone als Bildschirm eingefügt wird) aufsetzen. Bewegt man sich nun im Kreis, erkennt das Handy über die Bewegungssensoren die Blickrichtung, und man kann sich in der virtuellen Küche umsehen. Gleichzeitig kann man in dieser Simulation den richtigen Umgang mit einem Feuerlöscher üben.

 

Eine andere Schülerin möchte wissen, was für einen Sinn VR & AR eigentlich haben? Bettina Schlager erklärte die vielen Einsatzmöglichkeiten: Im Verkauf (z.B., wenn man eine riesige Maschine verkauft, die man nicht zum Herzeigen mit zum Kunden nehmen kann), im Einsatztraining (z.B. für Feuerwehren), als Trainingssimulation im Sport, oder einfach zum Spaß (z.B. in Computerspielen). Augenscheinlich macht der jungen Forscherin ihr Arbeits- und Studienbereich viel Spaß, denn sie sprühte nur so vor Begeisterung, als sie den Jugendlichen davon erzählte.

 

 

 

Industrie 4.0 – was ist das?

Christoph Braun zeigte den SchülerInnen einen Prototypen – real und virtuell (3D-Brille)

Christoph Braun hat im Bachelor Medientechnik an der Fachhochschule (FH) St. Pölten studiert, und ein Masterstudium in Digitale Medientechnologien absolviert. Mittlerweile ist er Assistent für Lehre und Forschung im Department Medien und Digitale Technologien an der FH St. Pölten. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Elektronik, digitale Technologien, Industrie 4.0 und 3D-Druck.

 

„Was ist Industrie 4.0? Hat jemand von euch schon mal diesen Begriff gehört?“ fragte Christoph Braun die SchülerInnen an seinem Tisch herausfordernd. Kaum jemand kannte den Begriff, aber der junge Forscher bringt rasch Licht ins Dunkel. Er erklärte, dass die industrielle Produktion vor einer neuen technischen Revolution steht. In den letzten  250 Jahren wurde die Produktion von Gütern durch drei große Neuerungen verändert: Mechanisierung, Elektrifizierung und Automatisierung. Die nächste tiefgreifende Veränderung stellt die Digitalisierung dar. In der sogenannten Industrie 4.0 kommen neue digitale und technische Hilfsmittel zum Einsatz: Augmented und Virtual Reality, 3D-Drucker und leistungsfähige Mini-Computer. Dabei macht jede dieser Technologien alleine noch keinen so großen Unterschied, sondern erst ihre Vernetzung bewirkt diesen. In Zukunft werden z.B. Maschinen (wie 3D-Drucker) in einer Fabrik miteinander vernetzt sein, so dass sie sich gegenseitig Anweisungen geben können. Durch leistungsfähige Computer, die große Datenmengen verarbeiten können, entsteht „künstliche Intelligenz“, die die Arbeitsaufträge in der Produktion automatisch möglichst effizient verteilen kann. Natürlich werden durch diese Veränderungen gewisse Arbeiten und Arbeitsplätze wegfallen, aber Christoph Braun ist überzeugt, dass andere, neue Jobs gleichzeitig entstehen.

 

Als Forschungsgegenstand hatte Christoph Braun einen Prototypen von einem Gerät mitgebracht, mit dem bei großen Veranstaltungen die Videobeamer gesteuert werden können. Zusätzlich hatte er eine Hololense – eine 3D-Brille – dabei, mit der man eine virtuelle Version des Gerätes sehen konnte. Dies veranschaulichte auch die Industrie 4.0 – zunächst wird ein Produkt entworfen, dann virtuell visualisiert (mit Hilfe von Augmented Reality), dann mit einem 3D-Drucker selbst hergestellt. Bei den Jugendlichen kam die Hololense sehr gut an, weil es eindeutig noch ein besonderes, außergewöhnliches Seh-Erlebnis ist.

 

 

 

International Forschen – ein spannender Berufsweg!

 

Isabela Erdelean erzählte von ihrer internationalen Arbeit am AIT – Austrian Institute of Technology

 

Isabela Erdelean hat einen Bachelor in Electronics and Telecommunication in Transport an der Polytechnic University Bucharest, Rumänien. Für ihren Master kam sie dann nach Wien und studierte Intelligent Transport Systems an der Fachhochschule Technikum Wien. Seit 2012 ist sie als Research Engineer und Projektmanagerin am AIT (Austrian Institute of Technology) tätig.

 

„Working internationally means working in English“ erklärte Isabela Erdelean den SchülerInnen gleich zu Beginn. Möchte man international im Forschungsbereich arbeiten, dann heisst dass, auf Englisch zu arbeiten. Genau das trifft auf die junge Forscherin zu – sie arbeitet in vielen europäischen Projekten mit PartnerInnen aus unterschiedlichen Ländern. Sie bekommt dadurch auch die Möglichkeit, viel im Rahmen ihrer Arbeit zu reisen. Inhaltlich dreht sich bei ihr alles um Mobilität, vor allem um den neuen Bereich des automatischen Fahrens und dessen Auswirkungen auf Sicherheit und Effizienz. Ihre Forschungsobjekte sind in der Regel Fahrzeuge – Lastwägen, Autos oder Motorräder.

 

Isabela Erdelean erkundigte sich auch bei den Jugendlichen nach deren Berufs- und Studienideen. Als sie hörte, dass viele sich noch unsicher sind, beruhigte sie sie und erzählte aus ihrem eigenen Leben: Sie wollte einmal Psychologin werden, oder Internationale Beziehungen oder Journalismus studieren. Sie wollte aber auch einen Bereich wählen, in dem es leicht ist Arbeit zu finden, also überlegte sie weiter und ihr wurde klar, dass sie Autos schon immer interessierten. Außerdem dachte sie sich, dass es Mobilität immer geben wird, selbst wenn sich diese verändert, also müsste es in diesem Bereich auch immer Arbeit geben. Gesagt, getan, und mittlerweile ist Isabela Erdelean eine erfolgreiche Forscherin auf ihrem Gebiet! Die Schülerinnen ermutigte sie auch dazu, in technische Bereiche zu gehen.

 

 

 

Was Pflanzen alles können!

 

Theresa Heitzlhofer erzählte von den faszinierenden Eigenschaften von Pflanzen

 

Theresa Heitzlhofer studierte Lebensmittel- und Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur Wien, wechselte dann an die Universität Wien fürs Studium der Biologie mit Schwerpunkten in den Bereichen Chemische Physiologie und Mikrobielle Ökologie. Ihren Diplomabschluss machte sie im Bereich Humanökologie. Derzeit ist sie Projektmanagerin und Kommunikationsbeauftragte bei alchemia-nova, dem Institut für innovative Phytochemie & Kreislaufwirtschaft.

 

Auf dem Tisch der Forscherin steht eine Pflanze, die auch in einem gewöhnlichen Wohnzimmer oder Büro stehen könnte. Warum hat sie die also mitgebracht? Theresa Heitzlhofer nennt die Pflanze – Einblatt oder botanisch Spathiphyllum  – mit Augenzwinkern eine Wunderpflanze, weil sie besonders gut Luft und Wasser reinigen kann. Herausgefunden hat das die amerikanische Weltraumbehörde NASA bereits vor etlichen Jahrzehnten, weil sie auf der Suche nach Möglichkeiten zur Luftreinigung in der Weltraumstation war. Dieses Wissen macht sich auch das Institut alchemia-nova zunutze, das sich u.a. auf Phytochemie, also die chemischen Prozesse und Fähigkeiten von Pflanzen, spezialisiert hat.

 

Theresa Heitzlhofer leitet am Institut unterschiedliche Projekte, die den Einsatz von Pflanzen zur Lösung von unterschiedlichen Problemen untersuchen. Da sie mit einem internationalen Team arbeitet, ist auch für sie die Arbeitssprache Englisch. Sie berichtet den SchülerInnen von ihren vielseitigen Aufgaben: erstens verbringt sie viel Zeit mit Kommunikation per Email, Telefon oder in Meetings, zweitens ist sie im Labor tätig und betreut die Versuche im Institut oder im Freien, und drittens stellt sie ihre Projekte auf Konferenzen oder bei Wettbewerben vor (oft in Form eines „Pitches“, das ist eine sehr kurze, motivierende Präsentation). Als eine Schülerin fragt, was ihr interessantestes Erfolgserlebnis in der Arbeit war, hat Theresa Heitzlhofer eine spannende Antwort: Unlängst hat sie bei einem Wettbewerb ein Projekt vorgestellt, aber leider nicht gewonnen, weil die Jury der Meinung war, dass das Projekt so gut sei, dass es auch ohne die Unterstützung des Gewinns seinen Weg finden wird.

 

 

 

Faszination Weltraum

 

Alexander Sebo vom TU Space Team erzählte über Luft- und Raumfahrttechnik

Alexander Sebo studiert derzeit Maschinenbau an der Technischen Universität Wien. Parallell war er zuletzt auch bei der Firma schleiffelder.aero als technischer Angestellter im Bereich Mechatronik und Fluggerä̈tebau tätig. Außerdem ist der junge Forscher Mitglied des TU Wien Space Teams, einer studentischen Arbeitsgruppe mit Themenschwerpunkt Luft- und Raumfahrttechnik, die seit 2011 regelmäßig neue Raketen entwickelt.

 

Die erste Frage der Jugendlichen bezog sich auf das Maschinenbau-Studium: Wie das so ist und was man damit machen kann? Alexander Sebo erzählte gerne davon. Er meinte, dass es eine sehr solide Ausbildung ist, in der man viele technische Grundlagen lernt und dadurch viele Berufsmöglichkeiten bekommt. Er erzählte auch, dass die meisten Studierenden 1-2 Jahre länger brauchen als die Regelstudienzeit, weil das Studium durchaus anspruchsvoll ist. Das besondere für ihn am Maschinenbau ist, dass es einem die Möglichkeit gibt, ein Projekt vom Reißbrett an zu betreuen, die Entwicklung zu begleiten und am Ende zu sehen, wie z.B. eine fertige Rakete zum Leben erwacht und sich in den Himmel erhebt.

Passend dazu hatte Alexander Sebo als Forschungsgegenstand eine Rakete dabei: die STR 06, oder Space Team Rocket 06. Es ist eine ein-  oder zweistufige Experimentalrakete, ca. 1,6m lang, die bereits einige erfolgreiche Flüge hinter sich hat. Schmunzelnd erzählte der junge Forscher, wie er oft, wenn er, so wie am Weg zum Speeddating, schräg angeschaut wird: kein Wunder, wenn man eine Rakete mit sich herumträgt. Das Exemplar, dass er zum Speeddating mitgebracht hat, ist aus Glasfaser gefertigt und zum Teil mit einem 3D-Drucker hergestellt. Das macht die Rakete extrem leicht und stabil! Natürlich hatte er nur den Raketenkörper dabei, die aufwendige Elektronik und Antriebstechnik der Rakete hatte er sicherheitshalber in der Werkstatt gelassen. Die nächste Rakete ist außerdem schon in Entwicklung: gemeinsam mit der Universität Toronto nimmt das TU Wien Space Team an einem amerikanischen Wettbewerb teil. Dabei soll die Rakete eine Flughöhe von 100km erreichen – eine große Herausforderung! Den GewinnerInnen winkt ein Preisgeld von 1 Million US-Dollar. Wir sind schon gespannt und wünschen Alexander Sebo und dem Space Team Alles Gute für das Projekt!